Mittwoch, 19. April 2023

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 W. Busch
aus spektrum.de, 28.02.2023                                                                 zuJochen Ebmeiers Realien

KONZENTRATION
Bleib bei der Sache!
Sich für längere Zeit auf eine Aufgabe zu konzentrieren, erfordert ein hohes Maß an Selbstkontrolle. Hirnforscher kennen inzwischen eine Reihe neuronaler Schaltkreise, die unsere Aufmerksamkeit steuern – und haben Ratschläge, wie man sie gezielt beeinflusst.


von Anna von Hopffgarten

AUF EINEN BLICK

DIE MACHT DER ABLENKUNG

  1. Ständig prasselt eine Vielzahl an Reizen auf uns ein. Unsere Aufmerksamkeit sorgt dafür, dass das Gehirn damit nicht überfordert ist: Sie filtert alles Unwichtige aus, darunter auch belanglose Gedanken und Empfindungen.
  2. Dabei schwankt die Aufmerksamkeit periodisch. Viermal pro Sekunde steigt sie kurz an und fällt darauf wieder ab. Wer eine Konzentrationsschwäche hat, könnte in der Phase des Tiefpunkts gefangen sein, vermuten Fachleute.
  3. Wie lange man sich konzentrieren kann, ist individuell verschieden und hängt zudem vom Training ab. Allgemein förderlich sind ausreichend Schlaf, regelmäßige Bewegungspausen und kleine Arbeitsetappen.


... Unser Gehirn kann nur ganz wenige Sinnesinformationen gleichzeitig aufnehmen und verarbeiten«, erklärt die Neurowissenschaftlerin Sabine Kastner, die mit ihrem Team an der Princeton University im US-Bundesstaat New Jersey die neuronalen Grundlagen von Wahr-nehmung erforscht. Damit die Reize diesen Flaschenhals nicht nach dem Zufallsprinzip passieren, hat das Gehirn ein System entwickelt, das wir Aufmerksamkeit nennen. »Das sind eine Reihe von neuronalen Mechanismen, die die ankommenden Informationen selektie-ren.« Was gerade wichtig ist, wird durchgelassen, der Rest einfach ausgeblendet. Das kann zum Beispiel räumlich geschehen: »Im Moment richte ich meine Aufmerksamkeit auf Sie«, sagt Kastner, die mich während unseres Videotelefonats auf Ihrem Computerbildschirm sieht. »Die Vögel draußen vor dem Fenster nehme ich nicht wahr.

Das Aufmerksamkeitsfenster kann man sich vorstellen wie einen Scheinwerferkegel. Was sich außerhalb befindet, wird nicht verarbeitet. Fachleute sprechen auch von einer mexican-hat-Verteilung. Wie bei einem Sombrero befindet sich die höchste Stelle, also diejenige mit der intensivsten Wahrnehmung, in der Mitte. Drumherum ist eine Senke, also ein Bereich, in dem die Wahrnehmung unterdrückt ist.

Diese Art von neuronalem Filter befindet sich auf einer der ersten Verarbeitungsstufen der Sinnesreize im Gehirn – in den frühen sensorischen Arealen. Im weiteren Verlauf, im Schei-tellappen und im frontalen Kortex, liegen so genannte Aufmerksamkeitsnetzwerke, die die neuronalen Filter steuern. »Das Frontalhirn bestimmt, wo die Spitze des mexikanischen Huts sein soll«, erklärt Kastner.
...

Wie eine Gruppe um den Neurowissenschaftler Michael Halassa vom Massachusetts Institute of Technology 2019 herausfand, bewertet der präfrontale Kortex, wie relevant die Reize sind. Erachtet er sie als unwichtig, schickt er über die Basalganglien ein hemmendes Signal an einen Teil des Thalamus – ein Kerngebiet im Zwischenhirn –, der den Informati-onsfluss stoppt. Dabei ist der Filter nicht auf Sehinformationen beschränkt: Lesen wir zum Beispiel einen Text in der Unibibliothek, unterdrückt er die Geräusche, etwa das ...


Nota. - Es ist anzunehmen, dass dies zu den Bereichen zählt, wo sich die Menschen von den Tieren unterscheiden: weil sie ihre Aufmerksamkeit nämlich willkürlich lenken können. Denn nur so wird der "mexikanische Hut" zu seinem Normalzustand. Nur so kann die Autorin ihre Darstellung nämlich bei der Ablenkung beginnenals dem, was stört. Beim Tier wäre die Ablenkung vom flackernd-halbzerstreuten Standard vielmehr das, was stört: die von außen kommende Hin lenkung auf den 'Gegen'stand, auf die Sache...
JE

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