
Ewa Juszkiewicz, Portrait of a Lady, 2020
Schön ist, was ohne Interesse gefällt, lautet ein kanonischer Satz der kritischen Ästhetik, und: Schönheit ist Zweckmäßigkeit, an der ein Zweck nicht zu erkennen ist.
Das obige Bild würde ich in mein Esszimmer hängen, wenn ich es geschenkt be-käme; Geld würde ich nicht dafür ausgeben, auch wenn ich genug davon hätte. Ge-funden habe ich es in einem Bericht der Frankfurter Allgemeine über eine Auktion bei Christie's in New York. Ausgepreist ist es zu 200-300 000 Dollar.
Es
ist hübsch anzusehen, ohne mehr Aufmerksamkeit zu erheischen, als man
bei Essen und Konversieren erübrigen kann. Wer sich mit ganzem Herzen
der Tafel erfreut, wird es aus den Augenwinkeln für ein romantisches
Porträt aus Deutsch-land halten (wegen der Landschaft). Schaut
er geradezu, erkennt er die Parodie. Gar nicht ins Auge springend und
aufdringlich wie bei einem Surrealisten, und nur dar-um wird man es
nicht als olle Kamelle ansehen, sondern wohlwollender als etwa die
Dinger von Jeff Koons: Dekorativ, aber zurückhaltend, und doch auch von
makel-loser Faktur. Man mag lächeln, aber Grinsen wäre selber
lächerlich.
PS. Das
Ästhetische sei kein Tatbestand? Was denn sonst - vielleicht ein
Sachver-halt? Da verhalten sich nicht Sachen zu einander, sondern ein mit
den Zwecken des wirklichen Lebens Bekannter sieht ein Bild an. Er
"verhält"sich nicht, sondern tut etwas.
9. 5. 22
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen