Freitag, 9. Juni 2023

Zeit pulsiert.

aus spektrum.de, 09.06.2023                                                                                           zu  Jochen Ebmeiers Realien

ZEITWAHRNEHMUNG
Zeit vergeht im Rhythmus unseres Herzschlags
Ob uns Zeit langsam oder schnell vorkommt, ändert sich kontinuierlich. Womöglich hängt die Zeitwahrnehmung von unserem Herzschlag ab. Das könnte auf Blutdrucksensoren in den Gefäßwänden zurückzuführen sein, die Signale an das Gehirn senden und die Zeit verkürzt oder ausgedehnter erscheinen lassen.


von Anton Benz

Erst rast sie unaufhaltsam davon, dann scheint sie stehen zu bleiben: Unsere Empfindung von Zeit ist alles andere als konstant. Fachleute um Irena Arslanova von der University of London berichten, dass sich die Zeitwahrnehmung sogar mit jedem Herzschlag verändert. In einem ersten Experiment lernten 28 Versuchspersonen, die Dauer von zwei visuellen oder zwei akustischen Reizen zu unterscheiden. Ein Stimulus jeden Reizpaares wurde dabei 200 Millisekunden, der andere 400 Millisekunden lang präsentiert. Dann sahen die Proban-den entweder ein Muster oder hörten einen Ton und sollten abschätzen, ob die Länge der Darbietung eher dem kürzeren oder dem längeren Probereiz entsprach. Der Clou: Diese Stimuli wurden jeweils entweder während eines Herzschlags (Systole) oder zwischen zwei Kontraktionen (Diastole) eingespielt.

Während der Systole empfanden die Freiwilligen die Dauer kürzer, als sie eigentlich war; bei der Diastole war genau das Gegenteil der Fall. Rechnerisch ergibt sich durch die Verzerrung in beide Richtungen wieder eine korrekte Einschätzung. Laut den Fachleuten lässt sich das Phänomen womöglich auf Blutdrucksensoren in den Gefäßwänden zurückführen, die Signale an das Gehirn senden: Zwischen den Herzschlägen sinkt ihre Aktivität, dadurch hat das Denkorgan wieder mehr Kapazität für die Verarbeitung anderer Reize. Dieses Mehr an Sinneseindrücken könnte die Zeit ausgedehnter erscheinen lassen.

»Das Muster des Zusammenziehens und Ausdehnens zeigt, wie unsere Zeitwahrnehmung ständig vom inneren physiologischen Zustand beeinflusst wird«, so Arslanova. Eine Forschungsgruppe von der Cornell University in Ithaka (USA) veröffentlichte parallel dazu ein ähnliches Resultat: Sie demonstrierte, dass bei einer niedrigeren Herzschlagrate die Zeit gefühlt langsamer vergeht und schneller, wenn sich der Puls beschleunigt.


Nota. - Das Wesen der Zeit ist, wenn ich so sagen darf, dass sie vergeht. Alles, was vergeht, liegt, d. h. lag in der Zeit. Was wir an der Zeit wahrnehmen, ist nichts, als dass sie vergeht. Zeit ist nichts anderes, als was wir von ihr wahrnehmen.

Das ist naturgemäß von Zeit zu Zeit verschieden; ist für jeden anders, mit jedem Herz-schlag. Da wir aber auf die Dauer nicht ohne einander auskommen, müssen wir sie in einem übersubjektiven Medium objektivieren. Das geht aber nur, indem wir zugleich einen Raum objektivieren, um ihn von der Zeit abscheiden zu können. In unserm Newton'schen Meso-kosmos alias Sonnensystem gehts nicht anders. Weshalb Einstein in seinem relativistischen Makrokosmos die Scheidung wieder aufheben musste: Raum und Zeit sind nur relativ; ab-solut (objektiv?) sind sie ein Kontinuum.
JE


Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE 

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