aus spektrum.de, 29. 12. 2022 zuJochen Ebmeiers Realien
70 Mutter-Tochter-Paare sollten sich über positive Themen wie die Urlaubsplanung frei unterhalten. An der Kopfhaut angebrachte Elektroden zeichneten währenddessen ihre Hirnaktivität auf. Einmal saßen sich die Teilnehmerinnen dabei gegenüber und einmal liefen die Gespräche als Videokonferenz ab. In der Kontrollbedingung befanden sich beide im selben Raum, sie durften jedoch weder miteinander reden noch sich anschauen. Kommu-nizierten die Paare miteinander – direkt oder via Bildschirm –, so waren ihre Hirnwellen stärker synchronisiert.
Aus dem Gleichtakt gebracht
Warum ist ein Videocall anstrengender als ein persönlicher Plausch? Womöglich, weil die Hirnaktivitäten der Gesprächspartner bei einer digitalen Unterhaltung weniger synchron sind.
von Anton Benz
70 Mutter-Tochter-Paare sollten sich über positive Themen wie die Urlaubsplanung frei unterhalten. An der Kopfhaut angebrachte Elektroden zeichneten währenddessen ihre Hirnaktivität auf. Einmal saßen sich die Teilnehmerinnen dabei gegenüber und einmal liefen die Gespräche als Videokonferenz ab. In der Kontrollbedingung befanden sich beide im selben Raum, sie durften jedoch weder miteinander reden noch sich anschauen. Kommu-nizierten die Paare miteinander – direkt oder via Bildschirm –, so waren ihre Hirnwellen stärker synchronisiert.
In der Vis-a-vis-Bedingung konnten die Wissenschaftler neun Regionen mit erhöhter Hirn-Hirn-Konnektivität ausmachen. Kommunizierten die Paare per Fernschaltung, bestand nur noch eine dieser Verknüpfungen. Mit dem Gleichtakt der Gehirne gingen bestimmte soziale Verhaltensweisen einher, allerdings nur, wenn sich die Versuchspersonen auch direkt anse-hen konnten. Kommunizierten Mutter und Kind mit Blicken, arbeiteten ihre rechten Schlä-fenlappen im Gleichschritt. Die frontalen Bereiche synchronisierten sich, wenn die Tochter Empathie zeigte.
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Das Team entschied sich für diese besondere Gruppe, weil sich die Gehirne von vertrauten Personen stark koppeln. Es sei bei Müttern und Töchtern also wahr-scheinlich, dass sich die Muster auch auf Videokonfe-renzen übertragen. Möglicherweise führt die fehlende rhythmische Gleichschaltung im Videocall zu einer kog-nitiven Überlastung, weil man sich weniger auf nichtverbale Kommunikation verlassen kann. Das mag zum Phänomen der »Videokonferenz-Erschöpfung« beitragen.
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